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Stand: 12.11.2004
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Nach sechs Monaten: Der Rückschlag

Im Krankenhaus Bruch direkt nach dem Unfall Nach der OP halten 3 Schrauben den Knochen Blick ins Knie während der OP mit dem Arthroskop

Nach genau einem halben Jahr ungetrübter Fahrfreude passiert es dann doch: Ich verunglücke mit meinem idiotensicheren Seniorenfahrzeug! Schlagartig ändert sich mein Tagesablauf: Krankenwagen, Universitätskrankenhaus, Röntgen (Diagnose: Längsriss im Tibia-Plateau, dem Schienbeinkopf), Gipsen, Knie-Punktion, Operation (Knochen wird mit 3 Schrauben wieder fixiert), Krankengymnastik und mühsames Laufenlernen an Unterarmstützen. Insgesamt 12 Tage Krankenhaus und jetzt erstmal zwölf Wochen lang das Bein nicht mehr als 10kg belasten, sonst bricht der Knochen erneut und der ganze Ärger geht von vorne los.

Ausgelöst wurde der Unfall durch meine eigene Unvorsichtigkeit: Eine Plastiktüte mit drei Paketen, die ich gerade von der Post geholt und an die rechte Seite des Segway-Lenkers gehängt hatte, konnte das Gewicht plötzlich nicht mehr halten. Die Tüte schlitzte am Henkel aus und fiel direkt vor das rechte Rad. Das geschah so schnell und unerwartet, dass ich nicht mehr reagieren konnte. Es rumste heftig, aber immerhin schaffte es der Segway HT, die Pakete mit dem rechten Rad zu überrollen, ohne die Balance zu verlieren. Erst als das Hindernis überwunden war, kam es zu einer scharfen, unbeabsichtigten Linksdrehung, die mich von der Plattform schleuderte. Die Ursache für diese Drehung ist ungeklärt und vielleicht eine Schwachstelle in der Segway-Software? Anschließend stand ich um 120° zur ursprünglichen Fahrtrichtung gedreht hinter dem Segway und hielt immer noch den Lenker in der Hand. Alles ziemlich unspektakulär, ich war nicht zu Boden gefallen, nur die rasche Drehung mit dem 20cm-Sturz vom Trittbrett hat mein Schienbein gebrochen. Der Segway war immer noch im Balancier-Modus und hat den Vorfall unbeschadet überstanden.

Nach einem knappen Jahr

Kurzinformation per Visitenkarte Fahrradcomputer BC800 Reed-Kontakt und versteifter Parkständer Speichenmagnete zur Bewegungsmessung

Meine Knieverletzung ist gut verheilt. Ich humpele zwar noch ein wenig und bin nicht ganz beschwerdefrei, aber ich kann wieder ohne Hilfsmittel gehen und vor allem: Segway fahren! Die Zwangspause habe ich genutzt um einen Fahradcomputer zu installieren, den Parkständer zu versteifen und eine Visitenkarte anzufertigen:

Der Fahrradcomputer mißt Geschwindigkeit, Fahrstrecke und Zeit. Nach mehreren fruchtlosen Experimenten mit drahtlosen Geräten, die alle an der notwendigen Reichweite scheiterten (der 1m-Abstand zwischen Rad und Lenker ist schon zuviel), war die Installation des drahtgebundenen BC800 von Sigma Sport recht einfach. Zum Halten des Reed-Sensors dient eine verlängerte Schutzblech-Befestigungsschraube. Den Kontakt betätigen 8mm-Speichenmagnete der Firma Ciclosport. Sie lassen sich direkt in die Verstrebungen am Rad drücken und mit Klebeband zusätzlich sichern. Die fünf Magnete erhöhen die Genauigkit und erlauben es, die Geschwindigkeit mit einer Nachkommastelle anzuzeigen. Die gemessene Höchstgeschwindigkeit schwankt zwischen 19,6 und 20,2 km/h. Die Fahrstrecke wird in 1m-Schritten aktualisiert. Damit läßt sich die verbleibende Reichweite viel besser abschätzen, als mit der groben, 10-stufigen Batteriespannungs-Anzeige des Segway. Bei frisch geladenen Batterien und guten Straßenverhältnissen beträgt mein Aktionsradius mit den viel benutzten Batterien noch gut 17 km.

Nach dem Verleihen meines Segway für den Hochschultag 2003 der Fachhochschule Lübeck (die Präsentation war der Top-Knüller) bekam ich das Gerät mit abgebrochenem Parkständer zurück. Das Durchbrechen ist als Sicherheitsmerkmal gedacht. Es soll Stürzen vorbeugen, falls jemand versehentlich mit ausgeklapptem Ständer losfährt. Leider ist der Ständer deshalb recht weich und bricht sehr leicht, es braucht sich nur jemand auf das geparkte Fahrzeug zu stellen.   Ich habe daraufhin den kaputten Parkständer mit zwei Aluminiumplättchen verschraubt und so geschient. Der Parkständer hat nun eine gute Steifigkeit und verleiht dem geparkten Segway eine viel bessere Stabilität als zuvor. Die Maßnahme empfiehlt sich daher auch für (noch) heile Parkständer.

Unverändert viele Passanten sprechen mich auf mein merkwürdiges Fahrzeug an. Nicht immer habe ich Zeit und Lust zur ausführlichen Erklärung aller Anfängerfragen. In solchen Situationen hat sich das Überreichen der Visitenkarte im Format 54x85mm dutzendfach bewährt. Der Interessent erhält schnell die wichtigsten Daten und über den Internet-Link zusätzlich Gelegenheit, sich genauer zu informieren. Die Karten werden sehr dankbar aufgenommen.

In Amerika schließen sich ein Jahr nach dem Verkaufsstart viele Anwender in lokalen Benutzergruppen zusammen und planen eine zweite große Segway-Tagung für den 8. bis 10. Oktober 2004 in Florida, das SegwayFest 2004. Auch in Deutschland steigen langsam aber sicher Akzeptanz und Verbreitung. Erst kürzlich ließ sich Bundeswirtschaftsminister Clement von diversen Fotojournalisten auf einem Segway ablichten. Die Anschaffung wird auch einfacher. Zwar gibt es hier noch keinen vom Hersteller autorisierten Vertrieb, aber mehrere Händler nehmen den Käufern inzwischen die Mühsal des Eigenimportes ab (Adressen auf Anfrage).
 

Nach anderthalb Jahren (November 2004)

Seitentasche 25.0 Side Cargo System Jella bremst

Die Sommersaison verlief ohne unangenehme Überraschungen. Auch das Fahrvergnügen ist geblieben, ich spüre immer noch keine gewöhnungsbedingte Langeweile. Seit der Installation des Fahrradtachos im Frühjahr bin ich 1390 km (118 Betriebsstunden) gefahren. Dabei gab es keine Funktionsstörungen und ich habe weder Reparaturen noch Ersatzteile benötigt. Mit Ausnahme ganz weniger Kleinigkeiten (Lade-Kontrolllämpchen liegen unterhalb des Netzkabels und sind deshalb schlecht sichtbar, Parkständer bricht leicht) ist der Segway bis ins Detail gut konstruiert und sehr solide gebaut.

Die neue Seitentasche (25.0 Sidebag) kann sich mit Hilfe von Gummibändern flexibel ausdehnen. Damit reicht die Transportkapazität auch für mittelgroße Einkäufe. Nur bei rasanter Kurvenfahrt spürt man ein wenig die Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Die Tasche lässt sich aber mit wenigen Handgriffen ganz abnehmen, nur das Halterungsgestänge ist fest verschraubt.

Erwartungsgemäß werden die Batterien langsam schwächer, ich habe in den letzten Wochen etwa 2 km Reichweite eingebüßt. Da in den Wintermonaten witterungsbedingt weniger gefahren wird, hoffe ich, noch bis zur Einführung der neuen Lithium-Ionen-Batterien über die Runden zu kommen.

Die meisten Lübecker kennen mein Gefährt inzwischen. Die verblüfften Blicke werden seltener, bleiben aber oft witzig ("Verlieren Sie dabei nicht das Übergewicht?").

Vor zwei Wochen wurden die Schrauben aus meinem Knie entfernt. Die Operation ist gut verlaufen und so hoffe ich, im nächsten Jahr wieder völlig normal und schmerzfrei gehen zu können.

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